Brünn (Brno)
Brünn
Nach Prag ist Brünn (Tschechisch: Brno) mit knapp 400.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt Tschechiens, jedoch bei weitem nicht so überlaufen. Nur wenige Touristen finden hier her- die meisten davon sind Deutschsprachig.
Brünn versucht sich als moderne alternative zu Prag zu vermarkten. So entstanden hier das höchste Wohnhaus Tschechiens, die größte Oper Osteuropas und die erste Moschee des Landes. Erst vor wenigen Jahren hat man damit begonnen, auch die alten Gebäude der habsburgischen Vergangenheit zu restaurieren.
Sehenswürdigkeiten
Fast alle wichtigen Sehenswürdigkeiten liegen im Zentrum, welches am besten zu Fuß zu erkunden ist. Man braucht nur wenige Minuten, um das Zentrum zu durchqueren. Von Norden kommend, geht man in der Fußgängerzone die Straße “Česká” Entlang. Hier finden sich jede Menge bekannter Shops und Restaurants.
Hauptplatz: Namesti Svobody
Früher oder später wird man unweigerlich auf den Hauptplatz Namesti Svobody, dem Platz der Freiheit, gelangen. Dieser ist der größte und zugleich älteste der Stadt.
Hier steht u.a. die Mariensäule / Pestsäule sowie die nicht gerade sehr ansehnliche astronomische Uhr, die eher an einen Phallus erinnert. Wie man hier die Uhrzeit ließ, hat sich uns allerdings nicht erschlossen. Um 11:00h ertönt ein Glockenspiel, bei dem dann eine Glaskugel aus einer zufälligen Öffnung herausfällt, die man sich auch behalten darf. Allerdings haben wir das selber nicht miterlebt. Wir konnten nur beobachten, wie zahlreiche Leute die Hände in den Phallus steckten. Bei der Menschenansammlung konnten wir nicht erkennen, wer dann der Glückliche war.
Kathedrale St. Peter and St. Paul (tschechisch Katedrála sv. Petra a Pavla)
Die Domkirche ist schon von weitem zu sehen, steht er doch hoch oben am Petrov-Hügel im Stadtzentrum. Im Jahre 1180 wurde sie erbaut und dem ersten Apostel Petrus geweiht. Um das Jahr 1500 wurde das Patrozinium der Kirche auf den Apostel Paulus ausgeweitet.
Ungewöhnlich ist, dass hier das Mittagsläuten bereits um 11.00h stattfindet. Angeblich hatten die Schweden während ihrer Belagerung im 17 Jhdt versprochen, die Belagerung am 15. August zur Mittagszeit abzubrechen. Während die Schlacht noch lief, läuteten gewitzte Tschechen die Glocken schon um 11:00h, sodass die Schweden unverrichteter Dinge abzogen.
Von der Terrasse oben gibt es wohl einen schönen Blick, allerdings sind wir nicht hinauf gegangen. Wir gehen dann lieber später zum Rathaus um uns dort die die Stadt von oben anzusehen..
Auch von innen ist die Kirche sehenswert, allerdings nicht sonderlich spektakulär.
Denis Gardens (Denisovy sady)
Gleich hinter der Kathedrale befindet sich der nett kleine Park namens Denis Gardens. Von hier hat man einen sehr netten Überblick über die Altstadt und die Festung Špilberk.
Im Park befindet sich eine Kolonnade (Säulengang) mit einem Brunnen, sowie einen Obelisken aus dem Jahre 1818, der den Napoleonische Kriegen gedenkt. Hier läßt sich mal gut auf einer der Bänke Pause machen.
ein paar Raubkatzen...
Diese stehen Ecke Dominikánská und Starobrněnská. Hab aber ehrlich gesagt nicht nachgeschaut, warum. Wahrscheinlich sind sie auch nur zeitweilig als Kunstinstallation dort.
Festung Špilberk
Sie hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, diente sie mal als mittelalterliche Burg, später als Festung , mal als Kaserne und sogar als Gefängnis. Von der nur mit Ziegeln gebaute Anlage aus dem 13. Jahrhundert hat man einen recht schönen Überblick über Brünn, allen voran der Kathedrale. Der Ausblick ist aber ehrlich gesagt auch spannender als die Burg selber. Bei unserem Besuch war aber auch alles schon geschlossen.
St.-Jakobs-Kirche (Kostel sv. Jakuba)
Diese romanische Kirche wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. In den folgenden Jahrhunderten fanden viele Änderungen statt bis die Kirche 1995 zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt wurde.Von außen wird die Kirche besonders bei Nacht sehr schön beleuchtet. Innen findet man schlichte aber elegante Gotik. .
Gebeinshallen der St.-Jakobskirche
Für mich liegt das eigentliche Highlight der St. Jakobs-Kirche außerhalb der Kirche. Gleich rechts neben dem Eingang führen fast unscheinbare Stufen hinab in die Gebeinshallen. Das zweitgrößte Beinhaus in Europa wurde erst im Jahre 2001 aufgrund von Baugrunduntersuchungen entdeckt. Die Anzahl der hier liegenden Skelette wird auf über 50.000 geschätzt.
Die meisten dürften der Pest und Cholera zum Opfer gefallen sein. Weite Skelette zeigen Anzeichen von kriegerischer Auseinandersetzungen. Bei manchen Schädeln sieht man zB Einschusslöcher, andere wurden offenbar zertrümmert. Herbei handelt es sich wohl um Opfer des Dreißigjährigen Krieges und der schwedischen Belagerung.
Jan Ámos Komenský Kirche“ (Českobratrský evangelický chrám Jana Amose Komenského)
Diese im Jahre 1867 eingeweihte evangelische Kirche wird auch rote Kirche (Červený kostel) genannt. Zu dem Zeitpunkt unseres Besuches war sie allerdings geschlossen.
Ritterstatue auf dem Mährischen Platz
Die Reiterstatue eines Ritters in Rüstung, mit Schild und einer Lanze, deren Spitze bis auf eine Höhe von acht Metern emporragt. Die Statue ist nicht unbedingt wegen ihrer beinahe „giraffenartigen“ Höhe auffällig, sondern wegen der unverhältnismäßig langen Beine des Pferdes. Leider hab ich sie aber nicht wirklich aufs Foto gebracht 😉
Altes Rathaus
Das Rathaus wurde bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut, allerdings war es damals nur ein eingeschossiges Haus mit einem kleinen Turm. Hier fanden früher Sitzungen und Gerichtsverhandlungen statt.
Im Jahre 1645 wurde das Rathaus schwer beschädigt, als die Stadt von den Schweden belagert wurde. Es folgte eine komplette Rekonstruktion des Rathauses. Hierbei entstand auch der Kristallsaal, der heute für Konzerte, Hochzeiten und andere Gesellschaftsveranstaltungen dient. Das Foto hier zeigt den Freskensaal: Ursprünglich waren die Wände und Decke mit Holz verkleidet, aus Sicherheitsgründen wurden die aber im Jahre 1789 entfernt. In den Illusiorischen Nischen sind die vier Temperamente dargestellt: Serenitas (Klarheit/ der Mann mit dem Schwert und dem Löwen), Aevitas (Gerechtigkeit/ die Figur eines älteren, sich auf einen Steinsockel stützenden Mannes mit Buch), Moderatio (Mäßigung) und Bonitas (Güte)
Bekannt ist das Rathaus für sein schiefes Türmchen. Gerüchte sagen, dass der Erbauer des Portals Anton Pilgram mit der Bezahlung nicht einverstanden war. Als sein Gehalt nicht aufgebessert wurde, erbaute er den Turm aus Rache schief.
Auf keinen Fall sollte man sich entgehen lassen, den 63 Meter hohen Turm hinaufzusteigen. Von hier hat man eine wunderbare Aussicht über Brünn.
Hotels:
Wir waren 2x in Brünn und hatten dabei ganz unterschiedliche Unterkünfte:
Internesto Apartments Spilberk
Das Internesto Apartments Spilberk liegt ganz knapp außerhalb der Fußgängerzone von Brünn. Man geht aber lediglich 3 Minuten ins Zentrum. Hierbei handelt es sich um eine private Unterkunft im letzten Stock eines Wohnhauses. Der Anbieter dürfte hier gleich 3 Wohnungen besitzen. Wir hatten jenes mit einem Balkon und einen wirklich wunderschönen Ausblick auf die Festung Špilberk. Besonders am Abend kommt der Ausblick zur geltung. Das Apartment verfügt über eine kleine Küche mit dem nötigsten wie Kühlschrank oder Backrohr. Für einen kurzen Aufenthalt in der Stadt hat man hier alles was man braucht. Wir haben knapp über 50€/Nacht bezahlt auf booking.com.
Gleich im Haus befindet sich im Keller ein kleines Cafè mit annehmbaren Frühstück zu sehr günstigen Preisen. Los ist hier allerdings nicht viel. Von hier haben wir übrigens auch den Wohnungsschlüssel abgeholt.
Grandezza Hotel Luxury Palace
Der Name verrät es wohl schon. Hierbei handelt es sich um ein 5* Hotel mitten im Zentrum am Gemüsemarkt. Ich habe das Hotel um äußerst günstige 81€ auf booking.com entdeckt, da mußte ich einfach zuschlagen. Wann bekommt man schon ein 5* Hotel um den Preis?
Schon beim eintreten beeindruckt die handbemalten Glasdecke und der Marmorboden.
Beim Einchecken werden wir zu unserer großen Freude auch noch auf eine Junior Suite upgegradet, natürlich völlig kostenlos. Ein Fahrer bringt unser Auto in die Hoteleigene Tiefgarage (und am nächsten Morgen am Parkplatz davor wieder zum fahren bereit abgestellt). Wir sind in einem Zimmer mit Sicht auf eine Seitengasse des Hotels untergebracht, die Kathedrale St. Peter und Paul können wir trotzdem seitlich sehen.
Das Zimmer verfügt über ein riesiges und dabei äußerst bequemes Doppelbett, zwei Couch Sessel, eine Minibar, ein wunderschön marmoriertes Bad und einen überdimensionalen Fernseher. Ich hatte kein Maßband dabei, aber so knappe 200cm wird er schon gehabt haben. Naja, braucht man wohl auch, bei der Entfernung zum Bett. Hier ist also wirklich alles perfekt.
Bei all dem Prunk hätte ich mir nur ein etwas spannenderes Frühstück erwartet. Es gab eh Eier in verschiedenen Variationen, gebratenen Speck, Würstchen, Lachs, verschiedene Aufschnitte, Süssgebäck etc, aber nichts außergewöhnliches. Ok, das ist aber jetzt “Jammern” auf hohem Niveau. Das Hotel hat zurecht seine Bewertung von 9,3 auf booking.com
Restaurants:
Restaurace Špalíček
Zelný trh 332/12
Dieses Restaurant befindet sich am Gemüsemarkt, direkt gegenüber vom Grandezza Hotel Luxury Palace. Von außen wirkt es etwas wie eine Touristenfalle, allerdings haben wir keine Lust weit zu gehen. Auf Tripadvisor hält es den 42. Rang von 839 Restaurants in Brünn. Schon beim betrachten der Speisekarte bemerken wir, dass wir eine gute Wahl getroffen haben. Es gibt eine reiche Vielfalt an Tschechischen und internationalen Speisen.
Wir entscheiden uns für die “Schweinslende gefüllt mit Pflaumen in Hagebutte Sauce” und ich nehme als Vorspeise eine Alt-Böhmische Kartoffelsuppe und als Hauptgang das “Kaninchen gedünstet in schwarzem Bier”. Dazu gibts für mich “ein” dunkles, und für Sandra ein helles Bier. Das Essen ist wirklich zu unserer vollsten Zufriedenheit, keine Spur von Touri-Abzocke. Eigentlich vergisst er sogar uns ein Bier zu verrechnen, worauf wir den Kellner dann aber natürlich aufmerksam machen.
Stopkova Plzeňská Pivnice
Česká 163/5
Auch hier würde man wohl wieder ein Touristen-lokal vermuten, befindet sich dieses Restaurant doch gleich in der Fußgängerzone unweit des H&M. Doch falsch gedacht. Wir hören ausschließlich Gäste auf Tschechisch kommunizieren. Große englischsprachige Menükarten mit Fotos haben sie trotzdem. Das Restaurant dürfte immer gut Besucht sein, reicht es doch den ganzen Häuserblock nach hinten und verfügt auch über eine weiteres Stockwerk. Von außen hat es noch einen fast unscheinbaren Eindruck hinterlassen. Trotz des regen Betriebes ist das Ambiente sehr urig und gemütlich, zudem ist der Kellner schnell.
Sandra bestellt sich das “Pot roasted beef in cream-vegetable sauce”, welches wirklich ausgezeichnet schmeckt. Ich wähle das “braised neck of beef with pumpkin puree”. Das Kürbispüree ist wirklich ausgezeichnet. Auch das Fleisch, welches etwas an Gulasch erinnert, wäre wirklich gut, wenn es nicht so fett wäre. Fast 50% ist reines Fett, welches man zwar leicht vom Fleisch trennen kann, aber meiner Meinung nach nicht genießbar ist. In Summe würde ich dieses Restaurant aber trotzdem weiterempfehlen. Auf tripadvisor belegt es übrigens den hervorragenden 12. Rang in Brünn.
U Třech čertů (bei den drei Teufeln)
Starobrněnská 7
Das Restaurant verfügt über einen gemütlichen Außenbereich zum sitzen, jedoch konnten wir leider keinen Tisch bekommen. Durch die geziegelten Wände herrscht drinnen eine gemütliche Pub- und Restaurant Atmosphäre. Wir beschließen mal ein Bier zu trinken und dann erst die Speisekarte zu studieren.
Es dauert ca. 20 Minuten bis jemand an unseren Tisch kommt, weitere 10 Minuten bis uns der Kellner die 2 Bier auf den Tisch knallt. Wir sind inzwischen genervt, die Musik ist schlecht und laut, die Kellner gestresst, welches auch nicht zur guten Stimmung beiträgt. Wenn das Getränk schon eine halbe Stunde dauert, wie lange dauert dann das Essen? Wir wollen es nicht herausfinden und verzichten darauf. Dieses Restaurant sieht uns nicht wieder.
Panoptikum
Jakubská 125/9
Hier bleiben wir nur zufällig stehen, da man in einer schönen Seitengasse nahe der St.-Jakobs-Kirche (Kostel sv. Jakuba) im Freien sitzen kann. Das Bier ist kühl und billig- umgerechnet kostet das große Bier ca. 1,5€. Da schmeckt es besonders gut. Kleine Speisen bieten sie auch an, allerdings bestellen wir nichts zu Essen.
Schräg gegenüber befindet sich das auf Tripadvisor sehr gut bewertete Restaurant Pegas, welches eigentlich vom Ambiente recht nett wirkt. Wir gehen hinein und sehen die in plastik Folierten Speisekarte mit bildern. Die sind so abtörnend touristisch, dass wir aber wieder kehrt machen.
Poe-Poe
Mitten in der Fußgängerzone auf der Masarykova 442/3 befindet sich dieser bei Einheimischen Teenagern sehr beliebte Fast Food Laden.
Auf der eine Seite gibt es extrem billige Pizzen, Pommes, Hot Dogs oder Lasagne, auf der anderen seite werden Crepes in verschiedenen Variationen angeboten. Wir entscheiden uns beide für je eine mit Banane und Nutella. Die Crepes werden frisch gemacht und werden warm serviert. Sie sind wirklich lecker, allerdings ist die Portion so riesig, dass uns nachher etwas schlecht ist. Ja eh, dafür kann das Lokal nicht, wir hätten ja nicht alles essen müssen, aber es war einfach so gut.
Ausgehen:
Also damit meine ich jetzt einfach nur trinken gehen. Besonders beliebt bei Jugendlichen ist hier die Gegend um die Starobrněnská, ganz nahe der Kathedrale St. Peter und St. Paul. Hier befinden sich gleich mehrere Cafès/Lokale (wie das Café Alfa, Café Tripoli, Pivnice Dobré Pivo Brno) nebeneinander in der dunklen Seitengasse. Im Sommer spielt sich fast alles draußen ab.
In die Gasse gelangt man durch dieses Tor, hier noch tagsüber fotografiert. Auf der anderen Seite kommt man durch diesen schönen Innenhof.